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Freitag, 19. Januar 2024

Mit dem Skitourenguru Schneesport-Touren planen

Wie eine Web-Applikation die Planung von Ski- und Snowboardtouren revolutioniert

Beitrag für die «Pöschtli»-Ausgabe vom 18.1.24

 

Von Pius Furger

 

Andy Schatz, Rettungschef der Sektion Piz Platta des Schweizer Alpen-Clubs (SAC), und Rudolf Berni, Chef Ausbildung, durften am vergangenen Samstag rund 35 Vereinsmitglieder im ehemaligen Schulhaus von Obertschappina zum diesjährigen Lawinenrettungskurs begrüssen, der im Raum Glaspass stattfand.

 

Neuer Ansatz bei der Tourenplanung

Im Einstiegsreferat, einer Aufzeichnung eines Online-Vortrages von Günter Schmudlach, wurde theoretisches Lawinenwissen vermittelt. Grundlage jeder modernen Lawinenkunde ist der 3x3-Beurteilungs- und Entscheidungsrahmen von Werner Munter. Dabei wird eine Tour in die drei Phasen Planung, Beurteilung vor Ort und Einzelhang eingeteilt. In jeder Phase müssen jeweils die drei Faktoren Verhältnisse, Gelände und Mensch beurteilt werden.

Die vom begnadeten Schweizer Software-Entwickler und Elektroingenieur Günter Schmudlach entwickelte Plattform Skitourenguru kommt in der Planungsphase zum Einsatz: Ein Algorithmus errechnet täglich - abends, nach Erscheinen der regionalen Lawinenbulletins - für tausende Skitouren in den Alpen das entsprechende Lawinenrisiko. So komplex der Hintergrund, so einfach die Darstellung am Bildschirm. Der Risiko-Indikator zeigt - ähnlich einer Verkehrsampel -, ob die Route ein eher tiefes (grün), ein erhöhtes (orange) oder ein hohes Risiko (rot) aufweist. Dabei wird aus dem digitalen Höhenmodell und dem aktuellen Lawinenbulletin für jeden Punkt der Route das Lawinenrisiko berechnet. Diese Werte werden daraufhin zu einem Gesamtrisiko der Tour zusammengefasst und in einer Zahl zwischen 1 und 3 - auf zwei Kommastellen genau - angegeben, wobei Routensegmente grün, gelb oder rot dargestellt werden. Zusätzlich werden Schlüsselstellen mit grauen, zentrischen Kreisen bezeichnet.

Menschen hätten die Tendenz, die Tourenplanung abzukürzen und dabei etwas zu übersehen, sagt Günter Schmudlach. Der Skitourenguru aber sei seriös und fleissig. Er kenne keine Tagesform und liefere stets zuverlässige Werte. Skitourenguru sei also eine ausgezeichnete Möglichkeit, um schnell eine geeignete Tour zu finden. Die Resultate der Applikation dürften aber niemals das alleinige Kriterium zum Betreten eines Hanges sein. Dasselbe gelte aber auch für jede von Hand durchgeführte Analyse während der Planungsphase.

 

Ganzheitlicher Ansatz bei der Ausbildung

Für die praktische Arbeit wurden die Teilnehmenden in vier Gruppen eingeteilt. Unter der kundigen Führung von Mitgliedern der SAC-Rettungskolonne begab man sich auf eine Musterskitour. Um sicherzustellen, dass im Ernstfall die Lawinenverschütteten-Suchgeräte (LVS) einwandfrei funktionieren, führt man vor jeder Tour einen sogenannten LVS- oder Gruppen-Check durch. Thematisiert wurde aber auch die 20/50-Regel. Dabei geht es um Störeinflüsse auf die Funktionsweise von LVS-Geräten durch externe elektronische Geräte wie Handy, elektronische Airbag-Systeme, Actionkameras, aber auch durch Heizhandschuhe oder magnetische Verschlüsse. Um ein einwandfreies Funktionieren der LVS-Geräte zu garantieren, wird von den Herstellerfirmen ein Mindestabstand zu den besagten Störquellen von 20 Zentimetern beim Senden und 50 Zentimetern beim Suchen vorgeschrieben.

Auf der Skitour wurden in gruppenintern die Themen Spuranlage, Spitzkehren, Beobachtungen im Gelände sowie die LVS-Suche nach Verschütteten durchgespielt. Nicht fehlen durfte auch die Untersuchung der Schneedecke mit Raster und Lupe sowie ein Stabilitätstest mittels Lawinenschaufel. Die beiden Gruppen, deren Tourenziel der Hoch Büel war, kamen zu guter Letzt in den Genuss einer unverhofften Steilabfahrt direkt hinunter auf den Glaspass.

Nach der Übungsbesprechung konnte man sich bei einer Gulaschsuppe im Berggasthaus Beverin aufwärmen und den eindrücklichen Tag Revue passieren lassen.

 

Bildlegenden:

 

Vor der imposanten Kulisse des Piz Beverin sucht eine kleine Sondiermannschaft nach einer fiktiv verschütteten Person.

 

Die Feinsuche mit dem Lawinenverschütteten-Suchgerät will auch geübt sein.

 

Vor dem Stabilitätstest werden schichtweise Kornformen des freigelegten Schneeprofils untersucht.

 

Man haut drauf und schaut, was passiert: Mit dem Schaufeltest kann die Stabilität der Schneedecke geprüft werden.

 

SAC-Sektionspräsident Marc Casparin (hinten rechts) zeigt sich stolz auf seine Bergretter-Crew mit Rettungschef Andy Schatz, Rudolf Berni (Chef Ausbildung) und den Gruppenleitern Kevin Honegger, Ralph Rosenberger, Susanne Kern und Ivo Russi (von hinten rechts nach vorne rechts).

 

In der Theorie wurde die Planungsplattform Skitourenguru thematisiert.

Bilder Rudolf Berni und Pius Furger

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